Aus der Geschichte

der freiwillige Feuerwehr Niederwerrn

 

Spritzenmannschaft

Ihnen oblag die Bedienung sämtlicher Spritzen der Gemeinde  (Hydrophorpumpen). Von der Ausdauer und Kraft dieser Männer waren letztlich die mit dem Strahlrohr an vorderster Front arbeitenden Steiger abhängig. Erst die spätere Einführung der Motorspritzen erleichterte ihre Arbeit

 

 

Aus dem Gemeindearchiv wurden uns alte Fotos zu Verfügung gestellt. Das genaue Alter konnte ich leider noch nicht herausfinden.

Bilder...

Die freiwillige Feuerwehr im Wandel der Zeit

Verheerende Brandkatastrophen gehörten in den von der Landwirtschaft geprägten Dörfern vergangener Zeiten zu den gefürchtetsten Bedrohungen für Leben und Existenz der Bewohner.
Die Bedrohung durch Feuer war damals stärker als heute - Zentralheizung und Elektrizität waren ja noch nicht erfunden, offenes Feuer und Kerzenlicht gehörten zum Alltag.
Strohdächer und mit Erntevorräten gefüllte Scheunen stellten weitere stete Brandgefahren dar.
Früh wurden von der Obrigkeit Feuerlöschordnungen erlassen. Es wurde zum Beispiel die Bereithaltung von Feuerlöschgeräten wie Eimern und Einreißhaken angeordnet, jeder geeignete Einwohner war im Brandfall zur Hilfeleistung verpflichtet.
Schon bald sah man jedoch die Notwendigkeit zur Einführung von gut organisierten und ausgebildeten Kräften zur Brandbekämpfung ein.
Dies führte auch in Niederwerrn zur Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr.
Die Gründung erfolgte am 10. Februar 1872.
Bereits im September 1872 konnte sich die Wehr bei einem Brand in einer Niederwerrner Schuhmacherei bewähren.

 

Die Technik im Wandel der Zeit

Zunächst waren die Feuerspritzen handbetätigt. Eine Handdruckspritze aus dem Jahre 1906 ist noch vorhanden. (Der Handbetrieb machte es möglich, eventuell am Brandplatz auftauchende Schaulustige sofort nutzbringend zu beschäftigen)

Seit 1935 sind in Niederwerrn Motorspritzen im Gebrauch. Unterlagen für die damals angeschaffte Robel Kraftspritze liegen noch vor.

Diese Geräte wurden im Mannschaftszug, später vorhandene Tragkraftspritzenanhänger mittels Traktoren bewegt.

In den sechziger Jahren wurden erste Fahrzeuge beschafft: VW-Busse wurden für den Transport von Spritzen und als Schlauchwagen eingesetzt.

Eine weitere technische Aufwertung erfuhr die Wehr im Jahr ihres 100jährigen Bestehens 1972 als die Gemeinde ein Tanklöschfahrzeug TLF 16 beschaffte. Mit diesem Fahrzeug kamen auch die ersten Atemschutzgeräte in der Wehr zum Einsatz. Das TLF befand sich bis 1997 in Niederwerrn im Einsatz und leistet auch heute noch in einer Feuerwehr gute Dienste.

Wurde lange Zeit die Brandbekämpfung als Hauptaufgabe der Feuerwehren betrachtet, so nimmt heute die technische Hilfeleistung, vor allem bei Verkehrsunfällen immer breiteren Raum ein. Diesem Wandel in der Art der Einsätze wurde im Jahre 1988 Rechnung getragen, als ein gebrauchter Rüstwagen auf Basis eines LF 8 angeschafft wurde. Dieses Fahrzeug ist mit einem hydraulischen Rettungssatz und weiteren Geräten zur technischen Hilfeleistung ausgestattet. Durch unsere sehr engagierten Gerätewarte wurde das LF 8 mit einer Hochdrucklöschanlage mit 100 l-Tank ausgestattet, die über den Stromerzeuger elektrisch betrieben wird. Die Anlage wird auf dem Platz der eingeschobenen Tragkraftspritze mitgeführt. Sie erweiterte die Möglichkeiten dieses Fahrzeuges, es kann nun zur Bekämpfung von Kleinbränden oder auch Fahrzeugbränden unabhängig von einer Wasserversorgung eingesetzt werden.

1997 wurde anlässlich des 125jährigen Jubiläums das TLF durch ein modernes LF 16/12 ersetzt. Dieses Fahrzeug führt alle Geräte zur Brandbekämpfung sowie ebenfalls einen Rettungssatz mit. Sein Löschwasservorrat von 1600 l macht es auch für den Einsatz bei Verkehrsunfällen außerhalb von Ortschaften geeignet. Es bietet einer kompletten Feuerwehrgruppe Platz.

Neben diesem LF 16/12 und dem LF 8 verfügt die Freiwillige Feuerwehr Niederwerrn noch über ein Tragkraftspritzenfahrzeug auf VW LT 31. Dieses Fahrzeug wurde für Kleineinsätze mit einem Einschub für Ölbindemittel und sonstigem Material auf dem Platz der Tragkraftspritze versehen. Bei Bedarf kann die Spritze jederzeit wieder eingeschoben werden, um das Fahrzeug zur Wasserförderung zu nutzen.

Unser in die Jahre gekommes LF 8 wurde 2011 durch ein HLF 20/24 ersetzt, das zeigt das die Gemeinde Niederwerrn sich ihrer Verantwortung für die Aufrechterhaltung des Brandschutzes in unserer Ortschaft voll bewusst ist.

 

 

 

Einsätze im Wandel der Zeit

Wie bereits berichtet konnte sich die neu gegründete Freiwillige Feuerwehr bereits im Jahr ihrer Gründung bewähren, als am 14.09.1872 das Nebengebäude einer Schuhmacherei brannte.

In den folgenden Jahren musste die Wehr immer wieder örtlich wie auch überörtlich Hilfe bei Bränden leisten.

Besonders sei hier der Großbrand am 03.01.1894 erwähnt.:
Durch starken Wind begünstigt brannten die Gehöfte Lorenz Rödemer, Spiegel und Gutmann ab. Wegen der grimmigen Kälte froren die Spritzen ein, die Brauerei Stremel und die Bleiweißfabrik Gademann lieferten ständig heißes Wasser. An die Pferde der auswärtigen Wehren wurden 250 Metzen Hafer ausgegeben.

Der I. Weltkrieg betraf zwar Niederwerrn nicht direkt, führte aber zu einem Mangel an Mannschaften, wie eine Mannschaftsliste belegt, in der als Stand/Beruf oft der Nachtrag "Soldat, Soldat, Soldat...." auftaucht.

An die in diesem Krieg gefallenen Feuerwehrkameraden erinnert eine Erinnerungstafel im Feuerwehrhaus.

In der Zeit zwischen den Kriegen waren ausschließlich Brandeinsätze das Metier der Freiwilligen Feuerwehr.

So auch am 08.11.1938 als in der "Reichskristallnacht" auch die Synagoge in Brand gesteckt wurde und die Feuerwehr eingreifen musste.

Im II. Weltkrieg musste die Freiwillige Feuerwehr im benachbarten Schweinfurt helfen. Aber auch Niederwerrn selbst war betroffen. So am 09.10.1944, als Bomben auf Niederwerrn fielen, was 12 Todesopfer forderte. 5 Wohnhäuser, 1 Mühle und 1 Scheune wurden zerstört.

Kurz vor Kriegsende wurde der Ort am 11.04.1945 durch amerikanische Truppen beschossen.
2 Tote, 4 abgebrannte Wohnhäuser und 6 zerstörte Scheunen waren die Folge.

Nach Kriegsende begann sich die Charakteristik der Einsätze zu wandeln. Zwar gibt es immer noch Brandeinsätze wie zuletzt in Niederwerrn 1995 und 1999 als eine Scheune durch zündelnde Kinder und ein Kindergarten durch Brandstiftung ein Raub der Flammen wurden.

Jedoch werden Brände heute nicht mehr ausschließlich von außen mit viel Wasser bekämpft, sondern dem Innenangriff unter Atemschutz kommt immer mehr Bedeutung zu. Bei Zimmer- und Wohnungsbränden ist er unentbehrlich geworden, aber auch bei offenen Bränden muss wegen der modernen Baustoffe unter Atemschutz gearbeitet werden.

Zahlenmäßig gehen jedoch die Brandeinsätze zurück, während der technischen Hilfeleistung immer mehr Bedeutung zukommt.

Waren es in Niederwerrn zuerst nur das Auspumpen von Kellern nach Hochwasser, so wird nun durch die Zunahme des Verkehrs immer öfter die Hilfe bei Verkehrsunfällen notwendig.

Diese Einsätze werden für die eingesetzten Feuerwehrleute oft zur Belastung, besonders, wenn nach schweren Unfällen nur noch Tote zu bergen sind.

Durch die Nähe zu Schweinfurt hat Niederwerrn seinen ländlichen Charakter in einiger Hinsicht verloren. Auch dies wirkte sich auf die Anzahl und die Art der Einsätze aus.

Es kam so zu kuriosen Einsätzen wie 1993 als ein Hund von einem Hausdach gerettet werden musste. Beseitigung von Ölspuren, Türöffnen oder die Befreiung von Personen aus steckengebliebenen Aufzügen wurde für die Feuerwehr bereits zur Routine.

Waren die Einsätze in früheren Jahren noch an den Fingern einer Hand abzuzählen, so vergeht inzwischen kaum ein Monat, in dem die Wehr nicht mindestens einmal alarmiert wird.

Verfasser: Johannes Ammon



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